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Das Leutesdorfer Zolltor...

... Leutesdorf ist die größte weinbaubetreibende Gemeinde am nördlichen Mittelrhein. Anstelle einer ehemaligen klösterlichen Anlage wurde die jüngste moderne Jugendherberge "Kloster Leutesdorf" in 2015 errichtet.

Wer von Süden her Leutesdorf Rheinfront folgt, betritt zunächst die August-Bungert-Allee. Sie wird zum Rhein hin von einer Reihe mächtiger Platanen gesäumt. Straßenname, Gedenkstein und das Bungerthaus mit seinen griechisch-ionischen Stilelementen erinnern an den um 1900 bedeutenden Komponisten, der hier seine letzten Lebensjahre verbrachte.

Die folgende Johannesburg, das ehemalige Hotel Löwenburg, gehörte bis 2015 als Mutterhaus zum Orden der Johannesschwestern von Maria Königin, hier wird eine großzügige Wohnanlage entstehen.

Gleichsam als trennende Barriere liegt zwischen der August-Bungert-Allee und der Rheinstraße mit ihren schönen Fachwerkhäusern und ehemaligen Klosterhöfen das Zolltor als markantes, ortsbildprägendes Gebäude, ein beliebtes Motiv für Fotos, Druckwerke und Plakate. Ein Schlussstein mit dem Leutesdorfer Pfarrpatron, dem Diakon Laurentius und der Jahreszahl 1572 befindet sich in dem Torbogen. Die Jahreszahl und auch St. Laurentius haben jedoch eigentlich nicht mit dem Zoll und dem Zolltor zu tun. Der Leutesdorfer Zoll ist bereits Anfang des 14. Jahrhunderts nachweisbar, dann jedoch offensichtlich auf Drängen des kurkölnischen Erzbischofs, dem die nahen Zollstellen Andernach bzw. Linz gehörten, aufgehoben worden. 1616 kam dann der Koblenzer Moselzoll nach dem einträglicheren Hammerstein am Rhein. Als sich hier Lothringer während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) festsetzten, die Gegend verunsicherten, Zoll erhoben und bis 1654 behaupten konnten, wurde der kurtriesche Zoll von Hammerstein nach Leutesdorf verlegt, wo er bis 1805 erhoben wurde. 

Das Zolltor in Leutesdorf wurde nach der zweiten großen Drangsal des 17. Jahrhunderts errichtet; nach dem Dreißigjährigen Krieg kam es zu verschiedenen Erbfolgekriegen. Im Verlaufe des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde das Rheinland 1689 von den Franzosen verwüstet; zahlreiche Städte gingen in Flammen auf und Burgen wurden endgültig zerstört. 1690 war das Baujahr des Zolltores. Bauleute, Materialien und Kosten sind aus den Rechnungen der kurtrieschen Landrentmeisterei Engers zu ermitteln. Der Baumeister muss Johann Christoph Sebastiani gewesen sein, ein bedeutender Architekt der Barockzeit in kurtrieschen Diensten, der aus Tirol stammte.

Der Leutesdorfer Zoll wa ein Rheinschiffszoll; er war mit mehreren Beamten verschiedenster Dienstgrade besetzt. Sie müssen nicht schlecht besoldet gewesen sein und durften wohl auch Nebentätigkeiten ausüben. So konnten sie sich die schönen Barockhäuser der August-Bungert-Allee bauen; Hofrat Sohler war durch den Handel mit Steinen aus der Eifel und dem Brohltal wohlhabend geworden, so dass er sich die schöne Marienburg am nördlichen Dorfende errichten konnte. Heute ist das Leutesdorfer Zolltor in privatem Besitz.

 

Textverfasser: Werner Schönhofen

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